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Steinkauzpärchen frontal (Foto: Gunther Zieger)

Gemeinsam für den Steinkauz: Landesbund für Vogelschutz e.V. (LBV), Landschaftspflegeverband Bad Kissingen e.V. (LPV) und Streuobstwiesenbesitzer

Als Daniel Scheffler vor ca. 20 Jahren einen Steinkauz im Landkreis Rhön Grabfeld entdeckte war er wie vom Donner gerührt: galt der Vogel doch seit vielen Jahren in ganz Bayern als

ausgestorben. Der Grund für das Verschwinden des kurzschwänzigen kleinen Eulenvogels  mit dem mythologisch klingendem Namen Athene noctua war und ist – wie so oft in Mitteleuropa – das Verschwinden des Lebensraums. Noch vor 100 Jahren weit verbreitet und an fast jedem Dorfrand in den Streuobstwiesen anzutreffen,  konnten viele Jahre keine Sichtungen oder Bruterfolge in der Region verzeichnet werden. Als Daniel Scheffler dann dieses Einzelexemplar um 2005 herum erspähte, ersann der Vorsitzende des LBV in Rhön-Grabfeld einen Plan, den kleinen Gast in der Region zum Bleiben zu überreden.

Mit dem damaligen Geschäftsführer des LPV Bad Kissingen fand Herr Scheffler bald einen begeisterten Mitstreiter. Beide Experten wussten: Will man einen Steinkauz zum Siedeln bewegen, braucht er in erster Linie einen geeigneten Lebensraum.

Steinkäuze leben in strukturreichen Landschaften mit vielen Obstbäumen und ernähren sich von allem, was sie in naturbelassenen Wiesen und auf gemähten Flächen oder Viehweiden finden können: Käfer und andere Insekten, Regenwürmer und Kleinsäuger. Der Steinkauz steht wie kein anderer Vogel für den Lebensraum Streuobstwiese. Dreiviertel der bekannten Steinkauz-Vorkommen befinden sich in Streuobstbeständen. Die meisten dieser alten Streuobstwiesen liegen in Unterfranken.

Zum Lebensraum gehören auch geeignete Brutstrukturen: Für die Jungenaufzucht benötigen Steinkäuze tiefe Baumhöhlen von Kopfweiden oder Obstbäumen auf extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen oder in freier Feldflur.

Da im Zuge der Umstrukturierung der Landwirtschaft oder dem Bau von Wohnsiedlungen diese natürlich im Randbereich der Dörfer vorkommenden Habitate oft weichen müssen, machten sich der LBV und der LPV daran, dem Steinkauz mit menschlicher Hilfe auf die Sprünge zu helfen. 

Sie starteten das sogenannte „Steinkauzprojekt“, das sich zu einem der erfolgreichsten Artenschutzprojekte im Main-Rhön Gebiet mausern sollte und bis heute tatkräftig umgesetzt wird.

  (Anbringen der Steinkauzröhren)

Partner im Projekt sind – neben den vielen ehrenamtlichen Helfern – in erster Linie die privaten Streuobstbesitzer. „Ohne deren Zustimmung und Mitarbeit würde gar nichts gehen“, so Scheffler. Im Rahmen des Projektes begann man – mit Einverständnis der Streuobstwiesenbesitzer – Nisthilfen anzubringen. Bei diesen speziellen Wohnhöhlen werden von der Lebenshilfe in Hammelburg gebaut. Eine typische Steinkauzröhre bietet den Elterntieren einen sicheren Rastplatz und erlaubt es den Jungtieren relativ geschützt erste Ausflüge auf den Ast des Baumes zu machen. Um diese Röhren kümmern sich die Ehrenamtlichen des Landesbundes für Vogelschutz e.V. und Landschaftspflegeverband Bad Kissingen e.V. gemeinsam.

Die Nisthilfen selbst stellt der Landschaftspflegeverband Bad Kissingen e.V., die er über Fördermittel finanziert. Inzwischen wurden im Landkreis Bad Kissingen etwa 700 Niströhren ausgebracht, die von 30 ehrenamtlichen Betreuern gepflegt und instandgehalten werden. Die Betreuer dokumentieren auch den Bruterfolg und erfassen wichtige Informationen: wo brüten die Steinkäuze? Wie viele Jungvögel fliegen im Sommer aus? Dabei muss sehr sensibel vorgegangen werden, um die scheuen Käuze nicht zu stören.

Um die Population der Steinkäuze weiter zu unterstützen und zu fördern, sind auch Maßnahmen wie die Pflege der Streuobstbestände, Erhaltung von Viehweiden und Erdwegen wichtig, weil es dort Nahrung zu finden gibt. Dies ist ebenfalls die Aufgabe des Landschaftspflegeverbands Bad Kissingen.  Er stimmt sich mit den Eigentümern der Flächen ab, weist die Pflegetrupps ein und beantragt die Fördermittel.

Das Projekt wurde zu einer echten Erfolgsgeschichte, denn inzwischen haben sich wieder mehrfach die streng geschützten Steinkäuze vor allem im Landkreis Bad Kissingen, aber auch in Rhön-Grabfeld angesiedelt. Auch über die Landkreisgrenzen hinweg wurden Steinkäuze aus dem Steinkauzprojekt dokumentiert. So fand man sogar in Baden Württemberg Exemplare. Im vergangenen Jahr gab es bei uns gut 100  Steinkauzpaare, die erfolgreich Jungen aufgezogen haben. Dieter Fünfstück, Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Kissingen des LBV hofft, dass das Projekt noch lange weitergeführt wird. „Sollten Sie einen Steinkauz auf Ihrer Fläche sehen, so wenden Sie sich bitte an uns, damit wir sie in die Statistik aufnehmen können und prüfen können, ob weitere Nisthilfen notwendig sind.“, regt er an.